Jasmins Azorenreise – das Hawaii Europas
Eine abgelegene Inselgruppe mitten im Ozean, tausende Kilometer vom Festland entfernt, geprägt von vulkanischen Landschaften, saftig grüner Vegetation, wilden Wasserfällen und schroffen Felsküsten. Nein, es handelt sich dabei nicht um Hawaii, sondern es geht um die Azoren, ein Archipel aus neun kleinen Inseln mitten im Atlantik, die als Gipfel von riesigen Unterwasserbergen aus dem tiefen Blau des Atlantiks ragen.
Diese mystische Inselkette, die offiziell zu Portugal gehört und von dort aus in ca. zwei Flugstunden erreicht werden kann, könnte glatt als geheimes Refugium für Abenteurer und Naturliebhaber durchgehen.
Bereits beim Anflug auf den Flughafen Ponta Delgada fällt der Blick sofort auf grüne Hügel, Kraterseen und eine Küste, die so rau und wunderschön ist, dass man sie fast für eine Filmkulisse halten könnte. Die Azoren sind keine gewöhnlichen Inseln – sie sind ein wildes Mosaik aus Vulkangipfeln, ungezähmter Natur, heißen Quellen und tiefblauen Seen.
Doch die Azoren sind nicht nur für Naturliebhaber. Für die Abenteuerlustigen gibt es Wanderungen durch uralte Lorbeerwälder, die an geheime Märchenwelten erinnern. Für Taucher gibt es Großfischbegegnungen, Unterwasserhöhlen und Schiffswracks zu erkunden, während Surfer an den Stränden von Santa Maria perfekte Wellen reiten können. Jeder findet hier sein persönliches Abenteuer – sei es beim Paragliding über die grünen Hügel oder beim Entspannen in einer der zahlreichen heißen Quellen.
Und dann gibt es da noch die Wale. Die Azoren sind ein Paradies für Walbeobachtungen. Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einem kleinen Boot, das auf den Wellen des Atlantiks schaukelt, und plötzlich taucht ein gigantischer Pottwal direkt neben Ihnen auf. Ein majestätisches Wesen, so nah, dass Sie seine gewaltigen Atemzüge hören. Es ist ein Erlebnis, das einem den Atem raubt und gleichzeitig mit Ehrfurcht erfüllt.
Die Insel São Miguel: Der ideale Ausgangspunkt für eine Azorenreise
Wir beginnen unsere Reise auf der Insel São Miguel, auf welcher die Hauptstadt Ponta Delgada und einer der internationalen Flughäfen liegen. Auf dem Hinflug haben wir einen Stopp in Porto gemacht und haben die Stadt erkunden, was definitiv zu empfehlen ist und am Abend ging es für uns dann weiter nach Ponta Delgada. Für die individuelle Erkundung der Insel empfiehlt sich ein Mietwagen, diesen konnten wir direkt am Flughafen entgegennehmen.
Große Hotelanlagen findet man auf den Azoren vergebens, dafür eignen sich die vielen kleinen, teils urig im lokalen Stil erbauten Apartments und Ferienhäuser sehr gut als Unterkunft. Wir haben uns für ein Apartment im zentralen Teil der Insel an der Südküste entschieden, so konnten wir den östlichen und den westlichen Teil der Insel jeweils als Tagestour erkunden.
Erkundung der Insel
Um die Insel mit dem Mietwagen zu erkunden, sollte man mindesten zwei Tage einplanen. Sollten größere Wandertouren oder Tauchgänge zum Programm gehören, benötigt man etwas mehr Zeit.
Roadtrip durch den westlichen Insel-Teil: Sete Cidades und die schroffe Westküste
Wir haben unser Inseltour mit einem Roadtrip durch den westlichen Inselteil begonnen und brechen bereits in der Früh in Richtung Sete Cidades auf, einer riesigen Vulkan-Caldera, welche sich im Laufe der Jahrtausende mit Wasser gefüllt hat und dank der spektakulären Aussichtspunkte heute zu einem der Highlight São Miguels gehört. Bereits bei der Anfahrt säumen unzählige Hortensien die Straßenränder und lassen die Insel wie einen bunten Garten erscheinen. Vom Parkplatz am Lagoa do Canário erreicht man den bekannten Aussichtspunkt Miradouro da Grota do Inferno bereits nach ca. 30 min Fußweg. Einen weiteren Zwischenstopp legen wir bei der verlassenen Hotelruine bei Miradouro da Vista do Rei ein, bei welchem man auf eigene Faust die Hotelruine erkunden und den Ausblick in die Caldera und zur Südküste genießen kann. Unser Trip führt uns weiter vorbei an der historischen Kirche im Dorf Sete Cidades zur schroffen Steilküste am westlichen Ende der Insel. Entlang der Küste stößt man auf den Azoren immer wieder auf kleine Walbeobachtungsstationen, früher genutzt für die Walfangindustrie, heute für den Tourismus. Da es auf den Azoren nur selten Sandstrände gibt, bietet sich eine kurze Abkühlung in einem der regelmäßig entlang der Felsküste verteilten „Natural Swimming Pools“ an. Am Abend lassen wir den Tag in der Hauptstadt Ponta Delgada in einem der vielen Restaurant ausklingen.
Der Osten São Miguels: Wasserfälle, heiße Quellen, Steilküsten und die einzige Teeplantage Europas
Am nächsten Tag brechen wir ebenfalls recht früh in Richtung östlichem Inselteil auf. Der erste Stopp soll eine Bootsfahrt zu Insel Ilhéu de Vila Franca do Campo werden, welchen wir allerdings aufgrund zu langer Wartezeiten am Ticketschalter überspringen mussten. Unser Trip führt uns nun direkt weiter in das Dorf Furnas, bekannt durch seine heißen, noch aktiven Schwefelquellen. Dort wird traditionell das Gericht „Cozido à portuguesa“ serviert, einem Fleisch-, Reis- und Gemüse-Gericht, welches durch vulkanische Hitze in einem Erdloch gekocht wird. Weiter geht unsere Tour an die Ostspitze der Insel, zum Leuchtturm Farol do Arnel. Dort beobachten und bewundern wir die grün bewachsene, steile Ostküste der Insel. Neben einigen Aussichtspunkten gibt es auch die Möglichkeit beim Leuchtturm über eine sehr steile Straße hinunter zum Meer zu gelangen (von Fahrten mit dem Auto auf dieser Straße wird dringend abgeraten). Auf der Nordseite angelangt, steht ein Besuch bei der Gorreana Tea Plantation an, der einzigen Teeplantage Europas. Die Plantage, sowie die Produktionshallen sind kostenlos zugänglich und ein kleines Museum erklärt die Geschichte der Teeherstellung auf den Azoren. Im zugehörigen Teeladen konnte ich nicht wiederstehen und habe einige Packungen des azorianischen Tees als Mitbringsel erworben. Zurück auf dem Weg zur Südseite der Insel kommen wir bei Ponta Delgada an den zahlreichen Ananas-Gewächshäusern vorbei. Die lokale Ananas ist zwar nicht billig, kann jedoch überall auf den Azoren im Supermarkt gekauft werden und besticht durch ihren saftigen, sehr leckeren und süßen Geschmack. Am späten Nachmittag stand dann noch eine kleine Wanderung zu den Quadro Fábricas da Luz, einem ehemaligen Wasserkraftwerk an einem kleinen Bach mit Wasserfällen, eingebettet in einem schön bewachsenen Tal mit wilden Erdbeeren und wilder Minze. Am Ende unserer ca. 60-minütigen Mini-Wanderung erwartet uns nochmals eine kühle Erfrischung an einem der wenigen schwarzen Lava-Sandstränden.
Die Insel São Miguel eignet sich bestens, um sich einen ersten Eindruck des Archipels zu verschaffen. Man sollte mindestens 2-3 Tage einplanen um São Miguels Vielfalt aus bizarren Vulkanlandschaften, saftig grüner Vegetation, verschlafenen Dörfern, heißen Quellen und versteckten Wasserfällen zu erkunden.
Tauchen auf den Insel São Miguel
São Miguel, die größte Insel der Azoren, ist ein wahres Paradies für Taucher. Dank ihrer Lage mitten im Atlantik bietet sie einzigartige Unterwasserlandschaften, beeindruckende Vulkanformationen, Schiffswracks und eine faszinierende Vielfalt an Meereslebewesen wie Mobula-Rochen, Barrakudas, Muränen und farbenfrohe Fische. Wer das Beste aus seinem Tauchurlaub herausholen möchte, ist bei der Tauchbasis Espírito Azul in besten Händen.
Espírito Azul, unsere Partnertauchbasis auf São Miguel, bietet Kurse für Anfänger bis hin zu erfahrenen Tauchern an. Zudem hat die Tauchbasis einen eigenen Katamaran „Water and Wind“ mit dem sie 7 Nächte Tauch-Trips rund um São Miguel anbieten.
Besonders beliebt sind die Touren zu den unterseeischen Vulkanen und Höhlen, wo Sie eine mystische Unterwasserwelt mit Lavaformationen, Höhlen und Schluchten erkunden können.
Die Insel Pico – der „Gipfel“ Portugals
Der nächste Stopp unserer Azoren-Reise erreichen wir per Flugzeug in nur ca. 50 min von São Miguel.
Die Insel Pico – zu Deutsch „Gipfel“ – macht ihrem Namen alle Ehre. Das Bild der Insel wird geprägt vom Pico-Vulkan, mit 2.350 m der höchste Berg Portugals und zugleich auch eine der beliebtesten Sehenswürdigkeit.
Charakteristisch für Pico ist die vulkanisch geprägte Landschaft. Schroffe Felsküsten bieten jede Menge natürliche Swimming Pools, Lavahöhlen laden zur Erkundung ein und das mineralreiche Basaltgestein bietet einen perfekten Boden für den Weinanbau, welcher hier bereits seit dem 15. Jahrhundert stattfindet und mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.
Bis 1987 galt die Insel Pico als Zentrum des Walfangs auf den Azoren. Während damals jährlich bis zu 200 Pottwale gefangen wurden, ist Pico heute eine der beliebtesten Inseln für „Whale- und Dolphin-Watching-Touren“. Düstere Zeugen der Walfang-Zeit sind z.B. die ehemalige Walfang- und Verarbeitungsfabrik in São Roque do Pico, heute als Museum umgebaut. Während Pottwale und Delfine fast das ganze Jahr über angetroffen werden können, variieren andere Walarten je nach Jahreszeit.
Besteigung des Pico Vulkans
Aber was wäre eine Reise nach Pico, ohne das Wahrzeichen der Insel zu besteigen: den Montanha do Pico und somit begaben wir uns auf die Besteigung des Vulkans. Wir starteten am frühen Mittag und kam am späten Abend, zum Sonnenuntergang, wieder unten an. Die Besteigung kann an einem Tag, oder aber auch mit Übernachtung in Zelten auf dem Gipfel geplant werden.
Von der Rangerstation bis zum Gipfel haben wir ca. 1.200 Höhenmeter zu überwinden, die sich allerdings als recht anspruchsvoll herausstellten. Bei durchschnittlich ca. 25-30% Steigung führen die Wege über loses Lavageröll und unebene Felsflächen. Nachdem wir die letzten 200 Höhenmeter hinaufgeklettert sind und den Gipfel auf 2.351 m erreicht hatten, konnten wir einen sagenhaften Ausblick über die ganze westliche Region der Azoren genießen. Wir hatten sehr gute Sichtweiten und konnten sogar die Inseln Faial und São Jorge gut erkennen. Aufgrund der Höhe sollte unbedingt beachtet werden, dass eine Pico-Besteigung nicht unmittelbar nach einem Tauchgang/-tag stattfindet. Der Effekt der Bergbesteigung ist mit dem einer Flugreise zu vergleichen.
Die Insel Faial, nur einen Katzensprung von Pico entfernt
Vom Hafen der Stadt Madalena auf der Insel Pico fahren wir mit der Fähre in 30 Minuten nach Horta, Faial für einen Tagesausflug.
Mit dem Mietwagen haben wir die Ruinen der Kirche Igreja de São Mateus und des ehem. Leuchtturms Farol da Ribeirinha besucht. Diese zeugen von der erdbebenreichen Vergangenheit der Insel. Ein weiteres Highlight der vulkanischen Geschichte, welches wir besucht haben, ist der Vulkan von Capelinhos ganz im Westen der Insel. Beim Ausbruch im Jahr 1957 wuchs die Insel Faial durch Landerhebungen ca. 1 km in westliche Richtung. Den neuen Inselteil kann man heute sehr gut von spektakulären Aussichtspunkten betrachten. Im zentralen Teil der Insel befindet sich die mit 1 km Durchmesser große vulkanische Caldera, welche ebenfalls den höchsten Punkt der Insel darstellt. Wie auf allen anderen Inseln der Azoren gibt es auf Faial ebenfalls reichlich natürliche Schwimmbäder im schroffen Vulkangestein der Felsküsten für die ein oder andere Abkühlung zwischendurch.
Tauchen auf Pico und Faial
Aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage mitten im Atlantik bieten die Azoren eine beeindruckende Vielfalt an Großfischen und ozeanischen Meeresbewohnern. Besonders die Inseln Pico und Faial sind bekannt für das Tauchen mit Blauhaien, die normalerweise im offenen Meer in der Tiefe leben. Wenn das Wetter es erlaubt, stehen die Chancen bei einer Ausfahrt auf den offenen Ozean gut, diesen Haien zu begegnen. Hin und wieder ziehen sogar Makohaie vorbei. Wir hatten das große Glück und dürften mit Blauhaien tauchen.
Ein weiteres einzigartiges Tauchgebiet ist „Princess Alice Bank“, ein Unterwasserberg im offenen Atlantik, der etwa 3,5 Stunden Bootsfahrt von Pico entfernt liegt. Hier sind die Chancen hoch, Mobula-Rochen und gelegentlich auch Walhaie sowie andere große pelagische Fische zu sehen. Leider waren während unserer Reise Wind und Wellen zu stark, um diesen Tauchspot zu erreichen.
Entlang der Küste sind die Tauchplätze durch vulkanische Felsformationen geprägt. Kleinere Fische und Schwärme, wie Barrakudas, sind hier typisch. Auf den Bootsfahrten lassen sich manchmal sogar Wale oder Delfine beobachten. Auf einer unserer Touren haben wir sogar eine Portugiesische Galeere an der Wasseroberfläche treiben sehen.
Fazit meiner Reise
Die Azoren bieten eine perfekte Mischung aus Abenteuer und Entspannung. Ob beim Wandern durch die surrealen Vulkan-Landschaften, beim Erkunden abgelegener Dörfer, beim Eintauchen in die spektakuläre Unterwasserwelt oder beim Baden an einem der vielen natürlichen Fels-Pools – jede Insel hat ihren ganz eigenen Charme und Charakter. Die wilde Natur über und unter der Wasseroberfläche und der bisher noch eher gemäßigte Tourismus machen die Azoren zu einem echten Mekka für Outdoor-Fans. Vulkane, saftig grüne Vegetation, Wasserfälle, Hochseeabenteuer…. die Azoren teilen sich viele Eigenschaften mit Hawaii, sind für uns Europäer aber nur ein Bruchteil der Distanz entfernt. Für uns wird das daher sicher nicht die letzte Azoren-Reise gewesen sein!
Zu den Azoren