Flugpreise gehen durch die Decke
Wo sich Urlaub am stärksten verteuert
Sommerurlaub ist fast wieder unbeschränkt möglich - wie vor Corona. Die Preise sind teils massiv gestiegen. Doch es gibt durchaus noch bezahlbare Reisen - wenn Urlauber ein paar Dinge beachten.
Von Michael Houben, HR
Wer aktuell für die Sommermonate einen Flug zu einem der beliebten Reiseziele in Südeuropa sucht, kann einen Schreck bekommen. Das Preisvergleichsportal Idealo hat für das ARD-Wirtschaftsmagazin Plusminus die Preise zu mehr als 70 verschiedenen Zielen untersucht. Besonders drastisch: Ein Sommerflug nach Alicante kostete im Mai gut 71 Prozent mehr als vor drei Jahren, nach Mallorca wurde es 61 Prozent teurer, Faro an der portugiesischen Algarve: plus 41 Prozent.
Der Verband der deutschen Luftfahrtindustrie begründet die Preissteigerungen mit gestiegenen Kerosinpreisen. ARD-Luftfahrtexperte Michael Immel hält das für nur bedingt plausibel. Der Anteil des Treibstoffs an den Flugkosten liege bei den Fluggesellschaften bei 30 bis 40 Prozent. Die Lufthansa, Mutter auch von Eurowings und Eurowings Discover, erklärt Investoren in einer Publikation, dass der Konzern sich durch das sogenannte "Hedging" teilweise langfristig niedrige Kerosinpreise sichern und damit rund die Hälfte des Preisanstieges abfedern konnte. Tatsächlich, so Michael Immel, hätten die Fluggesellschaften in den vergangenen Jahren Verluste geschrieben und versuchten nun, bei steigender Nachfrage wieder Kasse zu machen.
Wettbewerb spielt eine Rolle
Ein weiteres Indiz dafür: Laut Idealo sind es vor allem die aktuell besonders gefragten "Warmwasserziele", bei denen die Flugpreise in die Höhe schnellen. Gleichzeitig gibt es aber auch Verbindungen, die trotz höherer Kerosinpreise billiger wurden: Ziele für klassische Städtereisen oder Fernstrecken wie in die Dominikanische Republik oder USA. Wer im Sommer nach Mexiko City fliegen will, zahlte im Mai sogar noch 27 Prozent weniger als vor drei Jahren.
Laut Luftfahrtexperte Immel zeigt so etwas, dass Wettbewerb eine wichtige Rolle spielt. "Klassische Warmwasserziele wie Mallorca wurden früher auch von Air Berlin angeboten, zuletzt auch von Ryanair. Air Berlin existiert nicht mehr, Ryanair fliegt nicht mehr ab Frankfurt, die Preise gehen durch die Decke."
Besonderheiten bei Pauschalreisen
Preise von Pauschalreisen lassen sich deutlich schwieriger vergleichen als reine Flugpreise. Zu vielfältig ist das Angebot auch in Bezug auf Verpflegung und Zimmerkategorie. Das Reiseportal Holidaycheck hat für Plusminus seine umfangreichen Daten ausgewertet - mit dem Ergebnis, dass auch hier die Preise deutlich stiegen. Doch bei den Zielen zeigt sich teilweise ein völlig anderes Bild.
Wer seit Anfang des Jahres einen Sommerurlaub nach Gran Canaria gebucht hat, zahlte für die vergleichbare Leistung 24 Prozent mehr als vor drei Jahren. Für das ägyptische Safaga oder Hurghada und das griechische Kos wurden 19 Prozent mehr verlangt, für Teneriffa immerhin noch 18 Prozent. Pauschalreisen nach Mallorca, wo reine Flugpreise massiv gestiegen sind, wurden mit nur fünf Prozent Preissteigerung kaum teurer.